“Die Kinder mit Behinderung werden gehänselt”

Manche werden gehänselt, weil sie zwei lesbische Mütter haben, manche weil sie Schuhe mit Klettverschluss tragen, manche wegen einer Behinderung. Das Repertoire an gesellschaftlich internalisierten Vorurteilen ist groß. Steckt man deshalb alle Menschen, die Vorurteile und Diskriminierung erfahren in eine gesonderte Institution? Würde eine Bank für Schwule und Lesben das Zusammenleben fördern? Würde ein Theater nur für Blondinen, die Akzeptanz für vielfältige Haarfarben stärken? Würde eine Schule für all diejenigen, deren Körperfunktionen nicht der Norm entsprechen, zu mehr Toleranz beitragen?

In heterogenen Lerngruppen machen Kinder Differenzerfahrungen, die für ein tolerantes und demokratisches Miteinander wichtig sind. Hier hat Prof. Anndeore Prengel mit der “Pädagogik der Vielfalt” einen wichtigen Beitrag geleistet. Auch die Haltung der Erwachsenen gegenüber der Lerngruppe ist dafür relevant (Stichwort Selbstrefelxion und blinde Flecken). In der Pubertät brauchen Jugendliche Peers. Daher ist die Einzelintegration, bei der eine Schülerin/ein Schüler mit Behinderung, die/der einzige ist, für viele nicht die beste Lösung. Vorurteilssensible Ansätze, wie der Anti-Bias-Ansatz, zeigen wie Vorurteile, Einseitigkeiten, Schieflagen und Diskriminierungen abgebaut werden können. Inklusive Settings bieten die Chance einen empathischen Umgang mit Vielfalt zu erlernen. Ziel sollte sein, Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu erkennen und wahrzunehmen, wenn etwas Ungerechtes passiert. Auch das aktive Eintreten gegen Ausgrenzungen kann erlernt werden. Wenn Kinder lernen Ungerechtigkeiten anzuprangern und laut auszusprechen, was nicht fair ist, können sich sich und anderen vor Diskirminierung schützen.

Rassismus findet an Schulen statt, Antisemitismus , Sexismus, Homo- und Transfeindlichkeit und auch Ableismus (Abwertung gegenüber Menschen, die als behindert “gelesen” werden). In der Schule kommen genau die Machtverhältnisse, internalisierten Normen und Vorurteile zum Ausdruck, die wir in der Gesellschaft vorfinden. Eine inklusive Schule und damit jede Schule, muss sich mit Menschenrechten befassen, Schutz vor Diskriminierung geben, Einschreiten bei Mobbing und Herabwürdigung. Es braucht Strategien und Personal, das Vorurteile und diskriminierendes Verhalten auch erkennt und reagiert. (Übrigens wird an Förderschulen ebenso gemobbt). Die Kontakthypothesen der Vorurteilsforscher sagen, dass der gemeinsame, kontinuierliche und positiv erlebte Kontakt wichtig ist, um Vorurteile abzubauen. Damit Vielfalt positiv erlebt werden kann, muss Schule ein diskriminierungsfreies Klima schaffen und gemeinsame schöne Erlebnisse bieten, bei denen zusammen ein Ziel erreicht wird. Eine Schule, die Feindseligkeit gegenüber Schüler/innen mit Behinderungen toleriert, bietet einen Nährboden für viele Formen von Diskriminierung und läuft den demokratischen Werten zuwider.

Wichtig ist, dass Pädagoginnen/Pädagogen einschreiten und Schutz vor Diskriminierung geben – egal welche Form von Diskriminierung oder vorurteilhaften Verhalten auftritt. Schule hat auch das Ziel die emotionale Entwicklung der Kinder zu fördern und das Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein zu stärken. Dazu gehört auch, dass die Leistungsentwicklung individuell wahrgenommen wird. Damit Kinder, die langsamer lernen, sich nicht als Verlierer fühlen, sollte der individuelle Lernprozess und nicht der Vergleich mit Mitschülern im Vordergrund stehen. Hier haben Grundschulen gute Erfahrungen mit der Abschaffung von Noten gemacht (siehe hier).

Schuhe ©Inklusionsfakten

Dass Mitschülerinnen/Mitschüler mit Behinderung im Gemeinsamen Unterricht nicht zwangsläufig gehänselt werden, sondern als Teil der Schulgemeinschaft gesehen werden, zeigen auch verschiedene Aussagen von Schülerinnen/Schülern:

Ein Kommentar

  • danke für diese tolle recherche! sehr wertvoll!

Mitdiskutieren

Sie können dieseHTML Schlagworte und Eigenschaften verwenden: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>