Immer wieder erreichen uns Berichte, die zeigen, wie inklusiver Bildung und Schülerinnen/Schülern mit Förderbedarf Steine in den Weg gelegt werden.
Während der Besuch der Förderschule “fluscht” und man mancherorts noch nicht einmal bis 3 zählen braucht bis ein Kind mit Behinderung auf einer Förderschule landet, wird der Besuch der allgemeinen Schule in manchen Regionen und bei manchen Behinderungen immernoch ausgebremst. Dabei haben Kinder mit Behinderung ein Recht auf inklusive Beschulung. Die Gründe dafür, dass Inklusion an der Schule gerade nicht geht, sind dabei vielfältig:
- mangelnde Ressourcen
- schlechte Rahmenbedingungen
- weil das Lehrerkollegium gegen Inklusion ist
- weil die Schule vor Ort keine “Inklusionsplätze” mehr hat
- weil der Fahrdienst oder auch der Schulbesuch zur weitergelegenden Schwerpunktschule für einen bestimmten Förderbedarf nicht finanziert wird
- weil Schulamt A für Schule B im Landkreis C nicht zuständig ist, Schule A im Landkreis A das Kind mit Behinderung aber ablehnt
- weil die Schule nicht barrierefrei ist und auch nicht gemacht wird
- weil die Schulbegleitung bzw. der Integrationshelfer nicht oder nur für wenige Stunden finanziert wird
- weil die Stundenzumessung für die sonderpädagogische Förderung zu gering ist
- weil es kein Bundesland in Deutschland, so das Deutsche Institut für Menschenrechte, auch 2014 nicht, geschafft hat alle Kriterin für inklusive Bildung zu erfüllen.
Es muss mehr passieren. Seit 2009 ist die UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland in Kraft. Mit ihr haben Menschen mit Behinderung das Recht die allgemeine Schule zu besuchen. Die notwendige Unterstützung muss gewährt werden. Doch oft scheitert ein inklusiver Schulbesuch an Bürokratie und Zuständigkeiten. Manchmal scheint der Schutz der Institution “Förderschule” eine größere Rolle zu spielen als der Schutz des Menschenrechts auf inklusive Bildung (Artikel 24 der UN-Behindertenrechtskonvention). Es geht nur langsam voran – zu langsam. Das führt zu Frustration auf allen Seiten. Viele Lehrerinnen und Lehrer die erstmals mit der Inklusionsidee in Berührung kamen, mussten erst mühsam von den Vorteilen inklusiver Bildung überzeugt werden. Viele Lehrerinnen/Lehrer, die jetzt von inklusiver Bildung überzeugt sind, verlieren jetzt den Mut, weil der Schulbegleiter fehlt, weil die Sonderpädagogin nur für wenige Stunden vorbei kommt, weil die Klasse zu groß und die Räume zu klein sind. Damit nicht noch mehr Menschen Inklusion für eine Illusion halten, die zum Scheitern verurteilt ist, braucht es jetzt Anstrengungen die Bedingungen in den inklusiven Schulen vor Ort zu verbessern. Das sollte sofort geschehen. Denn Zeit ist etwas, was schulpflichtige Kinder mit Behinderung nicht haben (siehe auch hier). Deshalb starten immer mehr Eltern Petitionen, wie bspw. die Unterstützer von Henri und Lugh.
Inklusion ist vor allem eine Frage der Haltung. Wir können für Inklusion sein und die schlechten Bedingungen an den Schulen kritisieren: Pro “Inklusion” – Contra “schlechte Bedingungen”. Wichtig ist, dass etwas für gute inklusive Bedingungen getan wird. Der argumentative Rückzug auf die Sonderschule heisst Stillstand. Mit dem Abbau der Sonderbeschuulung und dem Ausbau der Schulen hin zu einem inklusiven Schulsystem wird Inklusion auch strukturell umgesetzt. “Von einer Weichenstellung hin zu einem „inklusiven System“ kann erst dann gesprochen werden, wenn die sonderpädagogische Förderung systematisch und strukturell in die allgemeine Schule verankert wird und gleichzeitig trennende Strukturen im Bereich der schulischen Bildung überwunden werden” (Parallelbericht an den UN-Fachausschuss für die Rechte von Menschen mit Behinderungen anlässlich der Prüfung des ersten Staatenberichts Deutschlands gemäß Artikel 35 der UN-Behindertenrechtskonvention, S. 27).
Ein Kommentar
Zu meiner Person:
Rentner, gebe “Sport nach 1 in Schule und Verein” im sechsten Jahr an der Astrid-Lindgren-Grundschule in Rosenheim,
Lehrbefähigung durch meine 1971 an der Sportschule Grünberg (Hessen) erworbene und alle drei Jahre durch Fortbildung (Sportschule Grünwald bzw. Oberhaching) immer wieder aufgefrischte DFB-B-Lizenz.
Von der zweiten bis zur vierten Klasse (2011-2014) betreute ich Hennig Mike (Jahrgang 2004), Autist, an der Astrid-Lindgren-Grundschule in Rosenheim im Bereich “Sport nach 1” mit Schwerpunkt Fußball in Verbindung mit den fünf Bausteinen der Motorik: Kraft, Ausdauer, Koordination, Bewegung und Schnelligkeit.
Als Übungsleiter bei SV 1950 Pang übernahm ich Mike im Laufe der Spielzeit 2014/2015 übernahm ich Mike in meinen Kader der U13 (D-Junioren).
Wie fand die Integration statt?
– grundsätzlich habe ich Mike wie jeden anderen Schüler bzw. Spieler behandelt,
– ich habe ihn spüren lassen, dass ich meinen Job als Übungsleiter mit sehr viel
Herzblut mache, übrigens eine Punkt, ohne den die ganze Angelegenheit
grundsätzlich zum Scheitern verurteilt ist.
– ich habe zu Mike, wie auch zu den anderen Spielern ein kameradschaftlich,
freundliches Verhältnis aufgebaut und Schritt für Schritt.auch meine Schmerzgrenze
zu erkennen gegeben.
– ganz normal war aber auch, dass Lob und Tadel zu gegebenem Zeitpunkt
erzieherische Maßnahmen sind. Dazu gehören auch verbale Zurufe, wie Mike super!
(Handzeichen mit Daumen nach oben). Analog kommt natürlich auch der Zuruf “Mike”
so nicht!
Zusammenfassung vom 16. Februar 2015/ps