Inklusion ist weder quadratisch noch von vornerein eine runde Sache. Inklusion ist auch nicht immer praktisch, denn leicht zu handhaben ist sie sicherlich auch nicht ohne Weiteres. Aber gut, ja das ist sie – die Inklusion. Und für das Gute kann man sowohl Ecken und Kanten als auch unpraktische Momente in Kauf nehmen.
Inklusion hat keine vier Ecken. Denn vier Ecken würden bedeuten, dass Inklusion stets planbar ist. Vier Ecken würden bedeuten, dass man jeweils vier Kategorien schaffen kann und die Menschen in diese Kategorien dann einteilen und in die passende Ecke verfrachten könnte. Vier Ecken würden bedeuten, dass Inklusion eine Form hat – hat sie aber nicht. Inklusion hat unendlich viele Formen. Und Farben übrigens auch. Denn die Menschen sind vielfältig und unterschiedlich. Nicht alle Menschen brauchen immer die gleiche Form von Unterstützung und nicht alle Kinder brauchen die gleiche Form von Unterricht. Aber alle Menschen haben die gleichen Rechte. Alle Kinder haben das gleiche Recht auf Teilhabe. Die notwendige Unterstützung muss denen gewährt werden, die sie zur gleichberechtigten Teilhabe benötigen. Eine quadratische Form schafft zwar Struktur, Sicherheit und Symmetrie, aber sie verhindert vielfältige, vielleicht auch mal chaotische Begegnungen. Sie verhindert, dass wir voneinander lernen und an den Unterschieden wachsen, weil vielfältige Erfahrungen unseren Handlungsspielraum erweitern. Sie verhindert Neugierde und Empathie gegenüber denjenigen Menschen, die sich von uns unterscheiden.
Inklusion ist nicht immer praktisch. Praktisch ist es, wenn wir diejenigen wegschicken, die uns bei unseren täglichen Abläufen stören. Praktisch ist es, wenn Kinder regelmäßig aus dem Klassenzimmer geschickt werden, weil sie den scheinbaren Ansprüchen der Klasse nicht genügen. Praktisch ist es, Menschen ein Etikett zu verleihen, sie als unangepasst, verrückt oder Störenfried abzustempeln. Denn so müssen sich Erwachsene nicht mit ihren eigenen Methoden, Gefühlen oder (pädagogischen) Umgangsformen auseinandersetzen. Inklusion ist keine handliche oder regelrechte Sache. Sie erfordert Kreativität, Flexibilität, Spontanität und auch mal die Bereitschaft Chaos aushalten zu können. Auch wenn Inklusion manchmal unpraktisch ist, lohnt sie sich. Denn sie verhindert, dass Menschen an den Rand gedrängt und ausgeschlossen werden – und das kann jedem/jeder passieren, jederzeit. Wollen wir in einer demokratischen und gleichberechtigten Gesellschaft leben, müssen wir mit unpraktischen Momenten leben lernen. Lernen wir das, wird aus unpraktischen Momenten ein Gewinn. Es werden schöne und überraschende Erfahrungen gemacht, die ohne Inklusion nicht möglich wären. Und diese wiederum können sich als ganz nützlich und praktisch erweisen.
Inklusion ist gut. Sie ist besser als alles, was wir bisher hatten. Sie schütz vor Diskriminierung. Sie sorgt sich um alle Menschen – unabhängig ihrer Fähigkeiten, ihrer Hautfarbe, ihres Geschlechtes, ihrer sexuellen Orientierung, ihres Einkommens, ihres Aussehens, ihrer Religion/Weltanschauung usw. Inklusion schafft Chancengleichheit und nimmt die Menschen so an, wie sie sind – mit all ihren Unterschieden.
Den Umgang mit Inklusion kann man lernen. Inklusion lernt man am besten durch Inklusion. So lassen sich trotz der unquadratischen Angelegenheit, Struktur und Symmetrie finden. So kann Inklusion auch als eine sehr praktische Sache erlebt werden. So wird Inklusion zu einer gute Idee, für die es sich zu engagieren lohnt. Inklusion – nicht quadratisch, nicht immer praktisch, aber gut.
Bitte um den ersten Kommentar.