Alle Schülerinnen/Schüler mit Behinderung, auch Kinder mit Autismus, haben das Recht gleichberechtigt mit nichtbehinderten Schülerinnen/Schülern an einer allgemeinen Schule zu lernen. Sie haben ein Recht darauf, dass ihnen dafür die Unterstützung, die sie benötigen, gewährt wird. So sagt es die UN-Behindertenrechts-konvention, Artikel 24. Kinder mit Autismus/Autismus-Spektrum-Störungen sind davon nicht ausgenommen.
Doch wie kann das funktionieren? In der kanadischen Provinz New Brunswick gibt es nicht eine Förderschule. Die Kinder mit Autismus werden dort inklusiv unterrichtet. Auch in Somersworth in New Hampshire besucht der 11-jährige Axel, Autist, gemeinsam mit Nachbarskindern die örtliche Grundschule.
Auch an der Maple Wood Elementary School in Somersworth lernt die 8-jährige Thaysa gemeinsam mit nichtbehinderten und anderen behinderten Kindern.
Inklusion funktioniert dort gut, wo Assistenz für schwer betroffene nichtsprechende autistische Kinder selbstverständlich zur Verfügung gestellt wird und eine feste, vertraute und kontinuierlich zur Verfügung stehende Person an der Seite der Schüler steht. Doch wie machen die Schulen das, wenn ein Kind mit Autismus nicht mehr als 4 Menschen in einem Raum erträgt? Wie machen sie das, wenn ein Kind mit Autismus immer wieder laute Geräusche macht?
Manche Menschen fragen sich in Deutschland, ob Kindern mit Autismus (bspw. frühkindlichen Autismus) in einer inklusiven Schule zu viel zugemutet wird. Manche Menschen wissen nicht, wie inklusive Bildung mit autistischen Kindern funktionieren kann. Manche Menschen meinen nur die Förderschule sei der optimale Förderort für Kinder mit Autismus. Doch wie sehen gute Bedingungen in inklusiven Schulen für Kinder und Jugendliche mit Autismus aus? Funktioniert inklusive Bildung auch bei autistischen Kindern und Jugendlichen? Und wie geht die Klasse damit um? Welche Handlungsansätze gibt es bereits?
Inklusionsfakten sprach mit dem Autismusexperten und Diplom-Heilpädagogen André Zirnsak. Er arbeitet für den Verein Autismus Deutschland Landesverband Berlin e. V. sowie als Berater, Supervisor, Coach, Therapeut und Dozent. Er verrät, auf was es im inklusiven Unterricht und Autismus ankommt.
Herr Zirnsak, was bedeutet eigentlich Autismus-Spektrum-Störung?
Autismus-Spektrum-Störung (kurz ASS) umfasst eine große Gruppe von ganz unterschiedlichen Kindern. Nach dem neuen ICD-11 (ICD steht für Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme), der nächstes Jahr kommt, gibt es auch keine Differenzialdiagnose mehr. Die Unterteilung in Asperger-Autismus, frühkindlicher Autismus und a-typischer Autismus fällt weg. Es gibt dann nur noch eine Einteilung nach Schweregraden 1-3. Die Kategorie Autismus-Spektrum-Störung (ASS) umschreibt dann die unterschiedlichen Formen von Autismus. Ein neues Diagnosekriterium ist das der Wahrnehmung, also der sensorischen Auffälligkeiten. Praktisch alle Menschen mit der Diagnose ASS haben Auffälligkeiten in ihrem sensomotorischen Profil. Manche nehmen beispielsweise Geräusche übermäßig intensiv wahr, manche haben ein herabgesetztes Schmerzempfinden oder auch das Gegenteil, manche weisen eine übermäßig gute visuelle Orientierung auf etc. Bisher wurden diese Wahrnehmungsauffälligkeiten für eine Diagnosestellung nicht berücksichtigt. Im ICD-11 wird es statt der bisher noch im ICD-10 sogenannten Verhaltenstriade als Kernsymptomatik aus qualitativen Beeinträchtigungen in der sozialen Interaktion, der Kommunikation und ausgeprägten Stereotypien und/oder Sonderinteressen nur noch zwei Kernbereiche geben, die für eine Diagnose ausschlaggebend sind: Nämlich die der qualitativen Beeinträchtigung der sozialen Interaktion und der Stereotypien und Rituale, unter die dann auch der Aspekt der Wahrnehmungsstörung fällt.
Autismus und Inklusion, wie passt das für Sie zusammen?
Die Frage, die ich mir als erstes stelle, ist: Welche Auffälligkeiten hat ein Kind und wie kann ich dann den Rahmen von Schule gestalten, dass das Kind sich dort wohl fühlen kann. Die Frage, ob Autismus und Inklusion zusammenpassen, braucht sich dann gar nicht stellen, wenn bestimmte Rahmenbedingungen gegeben sind.
Welche Unterstützungssysteme und Rahmenbedingungen brauchen Kinder und Jugendlichen mit Autismus im Gemeinsamen Unterricht?
Die Frage dabei ist, wie setzten wir Inklusion um? Wie reagiere ich, wenn ein Kind es nicht aushalten kann, wenn zwei Kinder neben dem Kind mit ASS flüstern und dieses Flüstern von dem Kind als störender und stressiger Lärm wahrgenommen wird? Was machen wir dann? Hier sind kleine temporäre Lerngruppen, bestehend aus Kinder mit und ohne Förderbedarf, eine Möglichkeit mit der Option der Rückführung in die Klasse. Das heißt, dass das Kind mit ASS in einer kleinen Lerngruppe in einem anderen Raum unterrichtet wird und immer wieder für einzelne Stunden versucht wird, das Kind an die ursprüngliche Klassengemeinde zu gewöhnen. Wichtig ist dabei eine niedrige Klassenfrequenz, die sowieso bei inklusiven Lernsettings berücksichtigt werden sollte. Es gab Schulversuche zum Gemeinsamen Unterricht, da gab es maximal 18 Kinder in einer Klasse. Bestimmte Kinder brauchen kleine und zumindest zeitweise noch kleinere Klassen.
Unabdingbar für den inklusiven Unterricht bei Schülerinnen/Schüler mit ASS ist zudem eine zuverlässige Unterstützungsperson. Diese stehen noch viel zu selten kontinuierlich bereit. Diese Unterstützungsperson ist allerdings nicht dazu da, mit dem Kind mit ASS einen komplett durchstrukturierten Tagesplan abzuarbeiten. Es geht vielmehr um eine Bezugsperson, die Sicherheit, Verlässlichkeit und eine gute Beziehung ermöglicht.
Was sollten die Fachkräfte an Know-How mitbringen?
Die Pädagoginnen/Pädagogen, die im inklusiven Unterricht mit Schülerinnen/Schülern mit ASS arbeiten, brauchen pädagogische Konzepte und Handlungssicherheit. Sie sollten wissen, welche Voraussetzungen es braucht, damit sich ein Kind mit frühkindlichem Autismus, also mit Autismus und einer “geistigen” Beeinträchtigung, wohl fühlt. Denn fühlen sich Kinder nicht wohl, haben sie Angst und lernen nicht. Das gilt für Kinder mit und ohne Behinderung gleichermaßen. Wichtig ist beim Lernprozess die Lehrperson, die gleichzeitig Beziehungspartner/-in ist. Im Vordergrund muss also eine gute Lehrer-Schüler-Beziehung stehen.
Was für Konzepte gibt es für die Lernbegleitung von Schülerinnen und Schülern mit ASS?
Ein wichtiges pädagogisches Konzept lässt sich aus dem beziehungsorientierten Entwicklungsmodell nach Standley Greenspan ableiten. Dieses Modell wird an einigen Schulen in den USA (so genannte Floortime-Schulen, wie z. B. die Rebecca-School) umgesetzt.
Gehe ich von diesem Modell aus, dann gilt ohnehin die Auffassung, dass jedes Kind einen individuellen Förderbedarf hat. Das heißt, dass ich mir die Kinder vorher alle angucke und herausfinde, welche Bedarfe die Kinder haben. Bevor ich mit dem Unterricht beginne, ja bevor ich ihn plane, weiß ich bereits, dass ich Kinder in der Klasse habe, die viel Bewegung benötigen, dass ich Kinder in der Klasse habe, die sich von zu vielen Außenreizen ablenken lassen, dass ich Kinder in der Klasse habe, die sich auch mal gerne mit einem Buch unter dem Tisch zurückziehen.
Was für Erfahrungen haben Sie mit Kindern mit ASS gemacht?
Ich habe mit einem Jungen gearbeitet, der große Schwierigkeiten damit hatte, die Wahrnehmung zu filtern. Da er keine 28 Mitschülerinnen/-mitschüler aushält, wurde er an eine Förderschule überwiesen. Er hätte an der Regelschule neben einer kleineren Klasse, Rückzugsräume und Möglichkeiten der Entlastung gebraucht.
Welche Veränderungen wären für dem Gemeinsamen Unterricht erforderlich?
Beispielsweise können Fuß-Massageroller unter dem Tisch, Knetbälle oder andere Wahrnehmungsmaterialien, mit denen sich Kinder mit ASS beruhigen können, eine große Hilfe sein, um ihren Fokus wieder zu finden. Die Rückzugsräume erlauben den Kindern in Überforderungssituationen das Gruppengeschehen zu verlassen. Dafür braucht es die Erlaubnis, dass diese Kinder auf den Flur gehen können oder in die Schulbücherei. Oder dass ihnen erlaubt wird auch mal unter dem Tisch zu lernen, wenn es dem Kind mal zu viel wird.
All das habe ich schon gesehen, aber das ist eine Seltenheit und es kommt immer auf den Lehrer an. Inklusion heißt für mich, dass solche Hilfsangebote nicht vom einzelnen Lehrer abhängig gemacht werden. Dafür braucht es für die Lehrerinnen/Lehrer Fortbildungen zum Thema Autismus und Aufklärung sowie mehr pädagogische Anteile im Lehramtsstudium.
Welche Bedingungen fördern gute inklusive Bildung?
Wenn ich den unterschiedlichen Lerntypen und Bedarfen in einer nicht zu großen Klasse gerecht werde und dementsprechend Unterstützungspersonen den Unterricht begleiten, dann habe ich gute Bedingungen für Inklusion.
Und die Elternarbeit?
Eine wichtige Bedingung ist auch eine gute Elternarbeit und die Kooperation mit anderen Hilfen. Denn Schule ist in vielen Familien ein so großes Thema. In jedem Elterngespräch, das ich führe, kommen die Eltern ganz schnell auf das Thema Schule. Dabei geht es dann auch oft um die Leistung – nicht, wie sich das Kind an der Schule fühlt.
Durch meine Arbeit als Berater habe ich viel mit beiden Seiten zu tun: Eltern und Lehrern. Meine Einschätzung ist, dass der Druck, der durch die Schule kommt, in manchen Familien übermächtig wird. Der Druck kann das Familiensystem dann so stark belasten, dass die Beziehung zwischen den Eltern und den Kindern leidet. Auf viele Eltern wirkt die Institution Schule wie eine Übermacht, gegen die sie sich gar nicht wehren können, so dass sie viel hinnehmen müssen.
Und wie sieht die Realität aus?
Da frage ich mich manchmal „Was machen wir da? Nach welchem Modell arbeiten wir eigentlich?“. So wie es jetzt an vielen Schulen läuft, müssten wir uns eher darüber unterhalten, ob ich Kinder mit ASS in das Schulsystem, so wie wir es haben, überhaupt integrieren kann. Denn wir haben zu großen Teilen nicht die Möglichkeiten im jetzigen Schulsystem. Es hängt viel zu oft von Einzelpersonen ab: Klassenlehrern, Direktoren. Und es gibt keine einheitlichen Vorgehensweisen, nicht einmal an einer Schule.
Noch einmal zu den Voraussetzungen: Die Floortime-Schulen haben die Grundhaltung, dass Kinder ihren natürlichen Bedürfnissen und Impulsen folgen können. Es geht dabei darum, die Entwicklung der Kinder anzustoßen. Es geht nicht vorrangig darum, dem Kind etwas beizubringen. Das Kind soll die Möglichkeit bekommen, in der Beziehung, durch die Interaktion von selbst zu lernen. Bei diesem Modell geht es um Kommunikationsentwicklung und Beziehungsarbeit.
Erst wenn ich DAS habe, sind fachliche Lernprozesse überhaupt möglich. Dann kommt erst das Lernen. Wenn das Kind es gut findet, was wir zusammen tun, dann wird es lernen.
Doch die heutigen Schulen denken oft nicht so. Die heutigen Schulen verlangen vom Kind Aufgaben, die es nicht erfüllen kann. Und dann heißt es gleich „ab auf die Förderschule“. Andere Konsequenzen sind auch Stundenverkürzungen und im schlimmsten Fall gibt es Hausunterricht – sprich: Einzelunterricht zu Hause.
Doch es gibt Bereiche, bei denen die Kinder die Möglichkeiten bekommen, nach ihrem Tempo selbst zu lernen. Das sind die Kitas. Gerade in Berlin sind, bis auf ein paar Sondergruppen, alle Kitas integrativ. In diesen integrativen Kitas funktioniert das bedürfnisorientierte Lernen oft viel besser. Die Strukturen in Kitas sind oft weicher und flexibler. Wenn wir das Kitamodell auf die Schule übertragen würden, dann wären folgende Aspekte für die Schulen wichtig: Flexibilität, Individualität, mehr Spielraum und weniger Druck. Auch der Einheitslehrplan für alle Kinder müsste gestrichen werden.
An welchen Schulen werden Schülerinnen und Schüler mit Autismus derzeit unterrichtet?
Die meisten Schüler und Schülerinnen mit Asperger-Autismus lernen an Regelschulen, teilweise auch an Lernbehindertenschulen, Körperbehindertenschulen oder Sprachheilschulen. Einige lernen auch in Klassen, die nur Kinder mit Autismus besuchen. Es gibt also auch die Ausweichsmöglichkeit Förderschule, aber der Großteil der Schülerinnen und Schüler mit Asperger-Autismus besucht die Regelschule, häufig auch mit verkürztem Unterricht. Denn ein Schultag mit Hort von 8 bis 17 Uhr ist oft viel zu lang für Kinder mit Autismus.
Der Großteil der Schülerinnen und Schüler mit frühkindlichem Autismus, also mit Autismus plus einer geistigen Einschränkung, besucht die Förderschule mit dem Förderschwerpunkt „geistige Entwicklung“. Sehr wenige besuchen eine Regelschule und werden gemeinsam mit nichtbehinderten Kindern unterrichtet. Es gibt Einzelfälle, bei denen die Eltern für ihr Kind so viele Schulhelferstunden regelrecht erkämpft haben, dass eine integrative Beschulung realisiert wird. Ob und wie das allerdings funktioniert, erschließt sich nicht meinem Kenntnisstand.
Mit Artikel 24 der UN-Behindertenrechtkonvention haben alle Schülerinnen/Schüler mit Behinderung das Recht auf inklusive Bildung. Welche Erfahrungswerte gibt es, wenn Kinder mit Autismus an einer inklusiven Schule lernen?
Nach meiner Einschätzung haben wir keine inklusiven Schulen. Wir haben integrative Schulen, Inklusion gilt als Ideal. Denn noch ist es nicht selbstverständlich, dass Kinder mit Behinderungen an Regelschulen unterrichtet werden und die volle Unterstützung bekommen, die sie benötigen. Noch werden Schülerinnen/Schüler mit Förderbedarf etikettiert, um Ressourcen zu erhalten.
Ich kenne Schüler mit Asperger-Autismus, High-functioning-Autismus oder mit Hochbegabung, die gute Erfahrungen in ihren Schulen machen. Es sind Schüler, die etwas lernen wollen, die Wissen anhäufen wollen. Da kenne ich mehrere Beispiele, wo es wirklich gut funktioniert, nicht sozial allerdings, aber im Unterricht läuft es gut.
Das soziale Lernen wird sowieso in vielen Schulen vernachlässigt. Darum geht es oft nicht, vor allem nicht an Gymnasien. Das funktioniert bei Schülerinnen und Schülern, die den Stoff bewältigen können und die ihre Wahrnehmung besser verarbeiten können. Bei Kindern, die Wahrnehmungsverarbeitungsstörungen haben, geht das kaum.
Daher sind auch die Nachteilsausgleiche wichtig. Durch diese Nachteilsausgleiche bekommen Schülerinnen und Schüler mit bestimmten Schwierigkeiten mehr Zeit bei Klassenarbeiten. Für Kinder mit Autismus kann der Nachteilsausgleich auch bedeuten, dass sie die Klassenarbeit in einem anderen Raum schreiben, wo sie in ihrer Wahrnehmung durch Außenreize nicht abgelenkt werden. Denn viele Menschen mit Autismus haben Schwierigkeiten, Reize zu filtern. Für Manche Schülerinnen und Schüler mit ASS ist der Nachteilsausgleich auch dahingehend hilfreich, dass sie anstatt einer Präsentation vor der Klasse eine schriftliche Arbeit abgeben können.
In Bezug auf die Bewilligung von Nachteilsausgleichen sehe ich in Berlin leider einen Rückgang. Diese Forderung kam von der Senatsverwaltung. Es geht darum, auch Nachteilsausgleiche zu vereinheitlichen. Bisher lag ein Großteil der Gestaltung der Nachteilsausgleiche im Ermessen der jeweiligen Schule. Die Lehrer/Lehrerinnen für den Förderschwerpunkt Autismus konnten diesbezüglich beratend tätig werden. Nun werden auch hier die Möglichkeiten geringer, Schülerinnen und Schüler mit ASS individuell gerecht zu werden.
Mit welchen Methoden können Schülerinnen und Schülern mit Autismus an Regelschulen außerhalb dieser Institutionen gefördert werden? Wie kann sich diese Förderung auf den Schulalltag des Kindes auswirken?
Wichtig für alle Kinder mit Autismus ist, dass sie Entlastung finden. Gerade weil der Schulalltag sehr lang ist und viele Anforderungen an die Kinder stellt, brauchen sie einen sicheren Raum. Dieser Raum kann in Form von Sport, von einem therapeutisches Setting oder in Form eines Hobbys gegeben werden.
Wichtig ist auch die Entlastung durch Interaktion und nicht nur alleine. Aus meiner Sicht geht es nämlich nicht nur um Rückzug. Es passiert aber oft, dass ich die Entlastung in der Wohlfühlzone finde, was ja gut ist, aber Interaktion im therapeutischen Setting bietet noch eine andere Form der Entlastung.
Das Kind kann dem Therapeuten beispielsweise durch sein Spiel seine inneren Themen nach außen bringen, sodass er aus dem Erfahrungsalltag des Kindes mit ASS wichtige Bedürfnisse entschlüsseln und das dann den Eltern rückmelden kann. Die Eltern wiederum können den Alltag des Kindes so anpassen, dass das Kind sich nicht mehr überfordert fühlt. Durch eine solche Interaktion kann immer wieder neu evaluiert werden, wie sich das Kind überhaupt an der Schule fühlt und wie groß die Belastung ist.
Eine gute Methode, um das herauszufinden, ist das Therapeutische Figurenspiel. Soziale Schwierigkeiten, Ängste oder Regulationsschwierigkeiten können so auf einer „Bühne“ sichtbar gemacht werden. Der Therapeut fungiert dabei als Übersetzer, um das Verständnis für das Kind mit ASS zu erhöhen. Diese erhöhte Aufmerksamkeit für die Bedürfnisse des autistischen Kindes sollte dann dazu genutzt werden, dass die Schule sich den Bedürfnissen des Kindes anpasst, was ich übrigens für alle Kinder wichtig finde.
In Ihrem Buch „Wege aus dem Labyrinth: Figurenspiel mit autistischen Kindern“, welches sie zusammen mit Gudrun Gauda geschrieben haben, beschreiben Sie, wie Kinder mit Autismus durch das Figurenspiel eine starke emotionale Entlastung erfahren können. Wie funktioniert dieses Figurenspiel genau?
Figuren sind praktisch das verlängerte „Ich“ des Kindes (Figuren, Handpuppen, Lego). Es geht darum, dass das Kind in dem therapeutischen Setting ein Probehandeln vollzieht. So kann es Alltagserfahrungen verarbeiten und gleichzeitig in einem sicheren Rahmen ausprobieren, wie es sein könnte: Wie ich auf andere zugehen könnte, wie ich Kommunikation gestalten könnte, wie ich mit Angst umgehen könnte und wie ich verschiedene Situationen gestalten könnte.
Der Erwachsene sollte gern spielen und das Rollenspiel ernst nehmen. Das Figurenspiel ist keine Methode, um dem Kind etwas beizubringen, sondern es geht darum, dass das Kind seinen eigenen Lebensweg spielerisch ausprobieren kann. Das Kind ist dabei Regisseur seiner eigenen Lebensgeschichte.
Das Figurenspiel findet im therapeutischen Setting statt. Allerdings können Elemente davon auch in Form von Projektarbeit an Schulen angewendet werden. Aber der therapeutische Aspekt ist dort viel geringer.
Herr Zirnsak, wir kommen zu der letzten Frage: Wenn Sie für die inklusive Bildung von Schülerinnen/Schülern mit Autismus alle Zeit, alle Macht und alles Geld der Welt hätten, wie sähe der Idealzustand, die perfekte Lösung außerhalb von finanziellen Zwängen aus?
Es gibt nicht eine Lösung. Es gibt genauso viele Lösungen wie es Kinder im Spektrum gibt. Die inklusive Bildung hängt ja nicht von den Kindern ab, sie hängt auch von den Erwartungen der Eltern und Lehrer ab, sowie vom gesamten Schulsystem. Leider gehen die Rahmenbedingungen des jetzigen Schulsystems und die Bedürfnisse von Kindern mit Autismus weit auseinander.
Eine ideale Schule ist für mich eine Schule, die alle Kinder gerne besuchen. Eine Schule, die alle Kinder gern besuchen, muss irgendetwas richtig machen. Wenn dann auch alle Kinder mit Autismus Freude an der Regelschule haben, dann ist es gut. Dann hätten wir einen Idealzustand.
Herr Zirnsak, vielen Dank für das Gespräch.
Buchtipp:
Weiterführende Links:
Inklusionsfakten: Wenn Kinder den Rahmen sprengen, stimmt der Rahmen nicht – autistische Kinder in der Schule
Entwicklungsspielräume. Homepage von André Zirnsak: http://www.entwicklungsspielraeume.de
Inklusion – Ein Positivbeispiel. Dieser Blogbeitrag handelt von einem Jungen mit Autismus im inklusiven Unterricht: Butterblumenland. Familienleben mit Autismus.
Autismus verstehen: Das Problem mit Schulen von Mike Stanton auf autismus-kultur.de.
Deutschlandfunk Kultur: Schüler mit Asperger-Syndrom. Die Regelschule ist eine Herausforderung. http://www.deutschlandfunkkultur.de/schueler-mit-asperger-syndrom-die-regelschule-ist-eine.1124.de.html?dram:article_id=416906
17 Kommentare
Mein sochn hat die sprach vorder schule 2 jahre besucht . Mitt aller macht habe ich meinen sochn auf die regelschule ruiber gebracht binn bis zum anwalt gegangen. Dan ist er in di nomale regel schule geckommen di haben denn nur halbes jahr gelassen.im februar habe ich den brif bekommen vom schulammt das mein sochn di schule weckseln mus und wieder in die forder schule gechen muss.habe dann angerufen hab nach einen termin folangt wil ich dagegen war und immer nich dagegen bin.dan habe ich den termin geckriegt am 17merz binn da gegangen habe fersucht mitt dem zusprechen aber di haben dass nicht zugelassen habe noch gesagt das siend 3 mon.biess ende des schuljahr da si das bitte lassen sollen und da mein soch auf die richtiege schule wehr.er bekommt auch logopedago gise unestuzung und das socijalises paket dazu hat svimmkurs im uges und lese age.aber nein die siend dagegen.un mitt der schule hqbe ich gesprochen die wollen den nich behalten und jetzt hatt die schule ihn rasgesmissen.Nach den osterferien mussuch ihn wieder zur alte schule priengenweil er da nich mech gechen darf.habe aber auch noch eine tochter und di gecht in di gleiche regel schule wcho mein sochn nicht mer gechen darf.
Ich wies nicht wass ich machen soll wer kann mir dabei helfen das mein sochn auf der regel schule bleibt.
Antwort zu “wer kann mir helfen, daß mein Sohn auf der Regelschule bleibt.”
Ein erfahrener Lehrer, der ihnen begreiflich macht, daß Ihr Sohn auf einer guten Förderschule individueller und erfolgreicher gefördert werden kann und werden wird, als auf einer Regelschule. Man will für sein Kind nicht das beste, wenn es auf einer Schule und im Kreis der Mitschüler überfordert wird, sondern das Kind ist dort gut beschult, wo es sich wohl fühlt und kann nur dort Leistungen auf seinem Niveau erbringen, die sich bald stetig steigern werden”
Bitte hielftdabei.danckeess ist driengend .die epressen mich auch weil ich allein strchene mama binn meinrn sie auch dann soll ich meine tocher aus der schule raus hulen und mit meinem sochn in die gleiche schule schicke.aber das mochte ich nicht hilft mir drienged wass mache ich.
Möglicherweise ist er auf der Förderschule wirklich besser aufgehoben, denn wenn er immer überfordert ist, dann schadet es ihm.
Das Wohl des Kindes ist wichtiger als Ihre Wünsche.
Antworten – Antworten – Antworten
Genau so ist es!
Wer sagt denn das sich das Kind auf einer Förderschule wohl fühlen würde??? Autisten (frühkindliche Autisten) sind an Regelschulen nicht willkommen weil es zu viele Vorurteile in den Köpfen der Lehrer/Lehrerinnen gibt und scheinbar fühlen sie sich diese/jr Aufgabe nicht gewachsen. Ich sage nicht das es einfach ist für die Lehrer/Lehrerinnen wenn ein Autist in der Klasse ist aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Das Problem sehe ich mehr darin das heutzutage das Lehrpersonal sehr schnell überfordert ist und auffallend häufig krankgeschrieben wird. Für Autisten ist die Regelschule nicht schlechter als eine Förderschule wenn die falschen Lehrer/Lehrerinnen dort arbeiten. Es gibt offensichtlich kaum Lehrpersonal die mit Herz und Seele ihrem Beruf nachgehen. Wenn die Chemie zwischen Autist und Lehrkraft stimmt, sind die Probleme relativ überschaubar und vorallem dann wenn es zusätzlich eine Schulbegleiterin gibt. Ich bin davon überzeugt das ein Autist von “normalen, gesunden” Kindern lernen kann, vorallem bezogen auf “normales” verhalten etc. INKLUSION!
Das mag so sein. Man darf aber nicht vergessen, dass nicht nur ein Kind mit Förderbedarf das Recht auf Inklusion hat, sondern auch alle Schüler das Recht auf ungestörtes Lernen haben.
Beides ist möglich, wenn geeignete Bedingungen an der Schule herrschen. Und das funktioniert tatsächlich hauptsächlich über ein rühriges Direktorium und eine überzeugte Lehrerschaft, da leider die Rahmenbedingungen auf den meisten Regelschulen noch nicht stimmen. Derzeit sind die Rahmenbedingungen an Förderschulen diesbezüglich oft besser. Sozial profitieren jedoch alle Kinder von Inklusion, insofern muss dafür gesorgt werden, dass an unseren Schulen die Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden.
Ja, alle profitieren von der Präsenz eines autistischen Kindes. Inklusion geht gar nicht anders- denn dazu gehört der, der sie braucht und die, die sie ermöglichen. Diejenigen , die sich der Inklusion öffnen entwickeln sich in Richtung Toleranz und die braucht die Gesellschaft und der Mensch selber um weiter zu kommen.
Was mich in dem Artikel extrem überrascht hat, ist dass der Experte zur Erklärung vom frühkindlichen Autismus das Merkmal “geistige Behinderung” verwendet. Frühkindliche Autisten, auch die nicht-sprechenden, sind nicht per se geistig behindert. Gerade das Fehlen von Sprache und die Tatsache, dass es sehr schwer ist, ihre Fähigkeiten zu testen, führt dazu, dass sie schnell als geistig behindert abgestempelt werden. Und das verringert ihre Chancen auf ein gutes Leben enorm.
Richtig! Meine Tochter ist ein Kind mit frühkindlichen Autismus OHNE geistige Behinderung. Ich bin absolut gegen Förderschulen, daher wurde sie bis jetzt in der Grundschule zielgleich unterrichtet allerdings mit Integrationshelferin. Für die 5. Klasse wurde uns vom Schulamt die wohnortnahe Gesamtschule zugewiesen aber leider will die Schule meine Tochter nicht haben. Angeblich gibt es keine Rückzugsmöglichkeit, mehrmals täglich muss der Unterrichtsraum gewechdelt werden und genau so oft wechseln die Lehrer. Außerdem wäre es insgesamt zu laut und die Klassen zu groß. Es wurde uns eine andere Schule angeraten, 50 km entfernt. 😲 Ich habe sofort abgelehnt aber bin jetzt trotzdem ratlos. Und wütend weil es nur um Vorurteile geht. Pffffff
Hallo waldkatze!
Mein Kind leidet ebenfalls an frühkindl. Autismus und besucht eine Regelschule! Er hat die ersten fünf Jahre seiner Schulzeit auf einer Sonderschule mit Schwerpunkt geistige Behinderung verbracht. Da mein Sohn sich in der Sonderschule nicht integrieren konnte habe ich den Wechsel auf einer Regelschule gewagt.
Es klappt bei meinem Sohn auch nicht 100%. Er hat im Unterricht einen Schulbegleiter, der ihn auf Schritt und Tritt begleitet.Aufgrund dessen, dass mein Sohn extrem Geräuschempfindlich ist, braucht er immer wieder Rückzugsmöglichkeiten.Er trägt tagsüber auch Gehörschutz wie manch anderer eine Brille:! Die Kinder in der Schule akzeptieren meinen Sohn so wie er ist.
Mir platzt der Kragen, wenn ich Pädagogen höre, dass Kinder mit Autismus am Besten auf Sonderschulen mit Schwerpunkt GB gefördert werden!
Für Kinder mit frühkindl Autismus finde ich eine solche Sonderschule eine QUAL. Für meinen Sohn war es eine Qual und das fünf Jahre lang. Es ist unmenschlich was diesen Kindern angetan wird, aber Deutschlands politiker schließen die Auge zu.
Also! In den meisten Sonderschule mit Schwerpunkt GB, werden 11 bis 13 Kinder vier Jahrgänge IN EINER KLASSE “unterrichtet”. Fast jedes dieser Kinder hat eine andere Behinderung. Zusätzlich kommt es, dass selbst wenn sie die gleiche Behinderung haben , dann aber einen unterschiedlichen Grad der Behinderung haben. Diese Kinder werden von einer EINZIGEN Sonderpädagogin und einer Heilpädagogin unterrichtet. Einmal die Woche kriegen manche Kinder eine logopädische Betreuung! Von einem UNTERRICHT kann hier nicht die Rede sein. Die KInder in Sonderschulen Schwerpunkt GB , erhalten Anfang des Schuljahres nicht mal Schulbücher! Die Lehrpläne einer Sonderschule, werden angelehnt an die Lehrpläne einer Sonderschule und nicht die einer Regelschule(Mit Bücher). In Sonderschulen wird der Schwerpunkt gelegt auf das erlernen der Alltagskompetenzen, sprich Kochen, Waschen, Putzen…und das obwohl viele dieser Kinder auch ein grosses Potenzial hätten zu lernen! Mein Sohn hat es in der Regelschule bewiesen
Viele Pädagogen sind der Meinung, dass die Kinder auf Sonderschulen glücklich wären.Ich bestreite, dies nicht. Sie sind glücklich auf ihrer Art und Weise. Sie kennen schließlich nicht was anderes als das. Ich rate jedem Pädagogen der dies behauptet, sein eigenes Kind dahin zu schicken. Die Sonderschulen behaupten von sich differenziert zu arbeiten. Das bedeutet, dass jedes Kind nach seinem Potenzial gefördert wird! Also! Nur zu liebe Pädagogen!
Mein Kind hatte riesen Probleme sich NUR unter Behinderte Kinder zu integrieren.Aufgrund dessen, dass Kinder mit frühkindl. Autismus eh zig Wahrnehmungsprobleme habe, haben sie noch mehr Probleme sich auf die Kommunikationsprobleme eines jeden Kindes das behindert ist einzustellen. Es ist für diese Kinder eine Qual. Diese Kinder sehen nichts anderes als nur behinderte Kinder um sich.Es entsteht kaum eine Kommunikation zwischen diesen Kindern!
Das man sagt, Kinder mit frühkindl. Autismus wären in Sonderschulen am Besten gefördert, kann nicht die Rede sein! Es ist eine Frechheit so etwas zu behaupten. Eine einzige Sonderpädagogin schafft es nicht diese Kinder gerecht zu fördern. Die Kinder gehen da unter! Tausende von behinderte Kinder wurden und werden weiterhin um ihre Bildung gebracht.Da Deutschland jahrzehntelang eine Sonderschul-Diktatur hatte, hatte man in den meisten Sonderschulen in Deutschland an die Ansprüche in der Förderung behinderten Kinder immer tiefer und tiefer geschraubt. Vielen Eltern wurde geraten, ihre Kinder auf eine andere Sonderschule zu schicken wenn sie mit der Schule nicht zufrieden sind. Da es meistens nur eine einzige Sonderschule in einen Bezirk gibt und die Entfernung zur Nächsten zwischen 15 bis 30 km liegt, halten die Eltern den Mund und stellen keine Anforderungen mehr. Wir haben heutzutage zwar Inklusion, aber die Kinder sind in Regelschulen nicht erwünscht! Also landen sie wieder in einer Sonderschul-Dikatatur! Die CDU unterstützt dies noch,und plädiert Inklusion aufs Eis zu legen!
Ich rate jeder Mutter mit einem Kind das am Frühkindl. Autismus leidet vorher mit dem Kind in solchen Schulen zu hospitieren. Ich habe den Fehler bei meinem Sohn gemacht, dies nicht zu tun.
Bei meinem Sohn verlief der Schulalltag in der Sonderschule mit viel Weinen und Schreien! Behinderte Kinder in einer Sonderschulen können sich kaum auf die Bedürfnisse eines Kindes mit Autismus einstellen.Ein verschmustes Kind mit Down Syndrom versteht es nicht, dass ein Kind mit Autismus es nicht mag angefasst zu werden. Ebenso können viele behinderte Kinder es nicht verstehen dass Kinder mit Autismus es nicht mögen dass man in ihrer Nähe laut schreit usw . Ebenso konnte sich mein Sohn auf die Behinderung von anderen Kindern nicht einstellen. Mein Sohn entwickelte auf der Sonderschule ein autoaggressives Verhalten. er fing im letzten Schuljahr an sich in den Arm zu beißen wenn er überfordert mit der Situation war(bei Reizüberflutung)
Seitdem mein Sohn die Regelschule besucht ist er viel ausgeglichener!!!!! Er versteht die Kinder viel besser und die verstehen ihn!Er hat addieren und subtrahieren im Zahlenraum bis 30 gelernt und ein bisschen kann er auch schon lesen. Er arbeitet gerne am PC mit unterschiedliche Programme.Die beste logopädische Betreuung für ein behindertes Kind ist dann wenn es sich mit Menschen verständigen kann, die ihn verstehen ! Kinder mit frühkindl. Autismus vegetieren meistens auf Sonderschulen.Von einer Einzelförderung kann hier auch nicht die Rede sein!
frühkindlicher Autismus bedeutet nicht, dass eine geistige Behinderung mit dabei ist. es gibt auch den HFA, das ist der frühkindliche Autismus auf hohen Funktionsniveau.
mein Sohn ist nichtsprechend, hat aber bereits mit 18 Monaten selbständig einen Computer bedienen können und schreibt seit er 2,5 Jahre alt war. was die KJP aber nicht davon abhielt, ihm mit 4 Jahren als geistig behindert einzustufen. Zum Glück wurde das nun korrigiert.
in den meisten Fällen wird auch der falsche IQ-Test verwendet. Autisten brauchen einen sprachfreien Test.
Leider hört man zu diesem Thema nur selten die Meinung der Betroffenen selbst. Daher möchte ich mal meinen Senf dazu abgeben. Ich habe im letzten Jahrhundert als Autist eine Sonderschule besucht – und es war die schönste Zeit meines Lebens.
Jahrelang musste ich mich zuvor mit der Normgesellschaft zunächst auf der Grund- und dann auf einer Gesamtschule rumplagen. Das hat mich in ein tiefes Loch gerissen. Nach dem ich dann endlich auf die Sonderschule wechseln durfte, blühte ich regelrecht auf. Ich verdanke dieser Schule mein heutiges Selbstvertrauen, welches vorher praktisch nicht vorhanden war. Und warum? Alles nur wegen dem in diesem Blog so verschmähten „Schonraum“. Es war diese Luft zum Atmen die ich einfach brauchte. Auch die anderen Kinder zu meiner Zeit dort hätten sich schön bedankt, wenn ihr damals mit der „Inklusion“ angekommen wärt. Ja ich weiß, heute ist diese Schulform tatsächlich zu einem „Sammelbecken der Unterschicht“ verkommen, aber das ist ein ganz anderes Problem.
Auf der Gesamtschule gab es noch einen Kandidaten wie mich. Er durfte einzig und allein nicht auf die Sonderschule, weil es den Eltern peinlich gewesen wäre. Somit musste er sich viele Jahre durch die Schulzeit quälen. Heute ist er ein psychisches Wrack.
Was ich damit sagen möchte: Der Kontakt mit „normalen“ kann unheimlich anstrengend sein und einem die letzte Energie aussaugen. Daher ist es für mich wie ein Schlag ins Gesicht, wenn man mir erzählen will, Inklusion wäre grundsätzlich die bessere Lösung. Gut gemeint ist eben nicht immer gut gemacht – und das zieht sich auffallend häufig in der letzten Zeit durch die westliche Gesellschaft.
Hallo an alle! Ich bin Mama eines autistischen Mädchens… und stehe gerade vor der Entscheidung welche Schulform die bessere ist. Und ich muss sagen, ich bin wirklich verzweifelt. Natürlich wünsche ich mir, dass es mein Engel auf der Regelschule schafft, habe aber große Angst ihr diese dauernde Reizüberflutung anzutun. Möchte aber auch dass sie die Beachtung und die Bildung bekommt, die jedem Kind zusteht. Sie ist sehr ruhig und verhält sich sehr angepasst, sie teilt nicht ihre Bedürfnisse mit und leidet im Stillen. Auf der Förderschule gibt es eine Diagnoseklasse, die den Regelschulstoff von zwei Klassen innerhalb drei Jahren lehrt. Die Kinder bekommen also mehr Zeit. Ich würde mir gerne die Schulen anschauen und dort hospitieren, ständig verzögert sich der Termin wegen Corona oder man vertröstet mich, es würde sich bald jemand hierzu melden. Ich habe dieser Diagnoseklasse meine Vorbehalte, oft werden dort Kinder mit ADHS oder erzieherischen Schwierigkeiten beschult und sie befindet sich in einem Förderzentrum (Kinder ab drei Jahren bis zur Berufsschule)
Ich kann es einfach nicht nachvollziehen, wie man so viele Kinder u. Jugendliche mit verschiedensten Schwierigkeiten, welcher Art auch immer in einem Förderzentrum zusammen bringt. Meiner Meinung nach wären kleinere Schulen viel sinnvoller. Wie bitte kann ich mein Kind in dieses Förderzentrum bringen? Das Gebäude ist riesig und es erschlägt einen förmlich. Es sind so viele Kinder und Jugendliche in einem Gebäude…. Hat meine Tochter dort tatsächlich die Möglichkeit sich wohl zu fühlen? Ich weiß es nicht. Ich hoffe, mir fällt irgendetwas ein… Und wenn ich meine Tochter selbst beschulen muss …
Inklusion ist eine Belastung für die Anderen Mitschüler!
Sie haben nicht als Kind neben autistischen Mitschülern sitzen müssen!
Die Mitschüler sind auch in einer Entwicklungsphase, diese wird durch Autisten gestört.
Oft wird nur die Perspektive der Autisten eingenommen. Doch sind wir ehrlich, gerade wegen deren sozialer Behinderung ist es für sie kein Thema.
Das Thema sind die leidenden Kinder unter den Mitschülern.
Wenn das Thema: ” Belastung der Mitschüler ” nicht zeitnah angegangen wird, hat das böse Konsequenzen haben.
Später wird man keine schnelle Lösung wählen können. Immerhin ist es eine 70-100% Heritage.
Ist das nicht eine eher einseitige Betrachtungsweise verschiedene Verhaltensweisen auf ein eine Behinderung zu reduzieren? Ja, es gibt Kinder, die mal mehr und mal weniger häufig als störend empfunden werden. Doch geht es nicht darum, was alle Beteiligten brauchen, anstatt Menschen aufgrund eines Merkmal auszuschließen? geht es nicht um eine Veränderung von Strukturen und eine Berücksichtigung von verschiedenen Bedürfnissen? Ob mit oder ohne Behinderung, phasenweise brauchen wir alle mal mehr Unterstützung, Nähe, Ansprache. Manche Kinder mehr als andere. Geht es nicht eher darum, eine Schule für alle, ein Bildungsangebot für alle so zu gestalten, dass alle Kinder die Möglichkeit haben, sich gut zu entwickeln und gut lernen zu können, so wie es die UNO fordert? Dazu gehört auch, dass Kinder, die aus Überforderung oder Überlastung „stören“ und Raum verlassen dürfen, mit einer sicheren, konstanten und ausgebildeten Bezugsperson sich regulieren lernen und können, anstatt sie an andere Schulen weiterzureichen, wo das Verhalten ebenso vorhanden ist? Übrigens sagt das Riedl-Gutachten zur UN-Behindertenrechtskonvention: „Wenn ein ‚Schreikind‘ den Förderschülern zumutbar ist, muss er auch den Regelschülern zumutbar sein; ein Rangverhältnis ist nicht zulässig, und alles andere wäre eine Diskriminierung“ (Riedel, Eibe (2010) S.26: Gutachten zur Wirkung der internationalen Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung und ihres Fakultativprotokolls auf das deutsche Schulsystem. Mannheim/Genf: Universität Mannheim).