Wenn das Kind die Kita verlässt, dann macht sich nicht nur bei den Kindern Aufregung bemerkbar, auch die Eltern oder Bezugspersonen merken, jetzt wird es irgendwie ernst. Oft ändert sich mit dem Schuleintritt auch der Rhythmus im Alltag, es gibt neue Wege, neue Strukturen und zig neue Sachen müssen angeschafft werden.
Statt frei zu entscheiden, wann man sein Kind in die Kita bringt, gibt es nun die Schulpflicht und festen Anwesenheitszeiten. Doch ein fundamentaler Unterschied zur Kita macht sich auch schon an Grundschulen und auch schon in den ersten Klassen bemerkbar: die Kinder sollen in einer bestimmten Zeit einen bestimmten Stoff lernen. Lernziele sollen erreicht werden. Während in der Kita viel frei gespielt wird, die Kinder manchmal ganze Vormittage auf der Schaukel oder der Rutsche verbringen, wird in der Schule deutlich, wenn auch spielerisch, hier sollst du etwas besrtimmtes lernen, hier sollst du was machen, hier sollst du dich hinsetzen und zu hören.
Schon auf der Informationsveranstaltung für die zukünftige Schule geben die Direktor*innen und die Lehrer*innen nicht nur wichtige Informationen für den Schulstart, sondern vermitteln auch gleich welcher Ethos hier gelebt wird.
Eine Erfahrung:
Die Direktorin zählte die Feste, Veranstaltungen und Aktivitäten im Schuljahr auf und benannte dabei auch stolz die vielen Wettbewerbe: Känguru, der Wettbewerb in Mathematik, die bewährten Bundesjugendspiele, ein Deutsch-Wettbewerb und ein Wettbewerb in Kunst, bei dem das schönste Bild der Klasse prämiert wird.
Bitte? Ein Wettbewerb in Kunst? Wer kann denn entscheiden, welches Kunstwerk das schönste ist und welche Botschaft wird damit den Kindern vermittelt? Wozu brauchen wir diese ganzen Wettbewerbe und das an einer Grundschule? Sie drücken doch leider ganz klar aus, um was es in der Gesellschaft gehen soll: um Leistung. Diese Norm hat eine Gruppe am oberen Hebel der Gesellschaft mit Definitionsmacht als Leistungsziel festgelegt. Sogar gemalte Bilder von Kindern machen hinter dieser Leistungsschablone keinen Halt. Das macht doch etwas Bauchschmerzen. Wollen wir unseren Kindern nicht beibringen, selber zu definieren, was sie schön finden und worauf sie stolz sein möchten? Ist es nicht wichtig zu begreifen, dass unterschiedliche Menschen unterschiedliche Dinge zu unterschiedlichen Zeiten lernen und dass Menschen unterschiedliche Dinge schön finden können? Die Botschaft sollte doch sein: es gibt unterschiedliche Geschmäcker – und das ist auch gut so.
Individuelle Leistungsvergleiche anhand der Entwicklung des einzelnen Kindes sind sinn- und wertvoll: „Guck mal, was du jetzt schon kannst. Das konntest du vor drei Monaten noch nicht.“ Doch ein differenzieller Vergleich innerhalb einer Kindergruppe kann schmerzlich sein und ist überhaupt gar nicht aussagekräftig, da er immer von der Zusammensetzung der Gruppe abhängt (so wie auch in unsere Gesellschaft). In der Schule wird die Bewertung einen hohen Stellenwert haben, nicht die Bewertung und der Blick des Kindes auf sich selbst, sondern von Erwachsenen auf das Kind. Das macht schon etwas traurig.
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