20 Mythen und 20 Gegenargumente
In Debatten über inklusive Bildung werden oft unreflektiert Falschaussagen zum Thema inklusive Bildung gemacht. Es werden Vorurteile gegenüber dem Gemeinsamen Unterricht von Kindern mit- und ohne Behinderung geäußert, die rational nicht haltbar sind. Die häufigsten Vorbehalte und Falschaussagen hat Inklusionsfakten hier zusammengetragen.
Fakten, Best-Practice-Beispiele, die Menschenrechtsperspektive und Quellen zu Bildungsstudien, die die Vorbehalte gegenüber inklusiver Bildung korrigieren, liefern reichlich Stoff, um Inklussionsskeptikern und Unwissenden mit gesicherten Faktenwissen zu begegnen. Die häufigsten Mythen zum Thema schulische Inklusion werden hier ebenso erwähnt wie gesicherte Gegenargumente sowie Beweise für den Erfolg von inklusiver Bildung.
Mythos 1: “Die nichtbehinderten Kinder werden durch den gemeinsamen Unterricht benachteiligt”. Fakt ist: Wissenschaftliche Befunde, zeigen, dass Kinder im Gemeinsamen Unterricht keine schlechteren, teilweise sogar bessere Ergebnisse erzielen. Denn…
Mythos 2: “Schüler/Schülerinnen mit Behinderung lernen besser an einer Förderschule”. Unsinn, denn…
Mythos 3: “Kinder mit Behinderung brauchen einen Schonraum/Schutzraum”. Förderschulen sind kein Schonraum, sondern Apartheit, denn…
Mythos 4: “Das Kindeswohl muss im Vordergrund stehen, wenn es um die Entscheidung des Förderortes geht” (der Klassiker). Verschiedene Studien zeigen, dass separierende Einrichtungen negative Auswirkungen auf das Kindeswohl haben, denn…
Mythos 5: “Einige Kinder mit Behinderung können auf eine inklusive Schule, andere Behinderungsformen sprengen den Rahmen” – auch wieder ein falscher Dampfer, denn…
Mythos 6: “Inklusiver Unterricht kostet mehr” – auch nicht richtig, die Folgekosten, die durch das Föderschulsystem entstehen, sind enorm hoch, denn…
Mythos 7: “Inklusion ist schön, aber bitte nicht auf Gymnasien” – Doch, auch das kann erfolgreich gelingen. Auch Gymnasien sind in der Verpflichtung inklusive Bildung umzusetzen, denn…
Mythos 8: “Inklusion braucht Zeit” – völliger Quatsch, denn…
Mythos 9: “Wir brauchen erst Konzepte und empirische Befunde” -Guten Morgen, wer hat da die letzten 40 Jahre bildungspolitisch verschlafen? Denn…
Mythos 10: „Inklusion ist eine Belastung und Inklusion hat Grenzen“ – leider ein sehr verbreitetes Vorurteil, denn…
Mythos 11: “Also die ganz verhaltensauffälligen Schüler, die können nicht in den Gemeinsamen Unterricht. Das geht ja gar nicht” – auch hier wird eher diskriminiert als sauber argumentiert. Denn…
Mythos 11 a): “Also die ganz ‘schwerstmehrfach-behinderten Kinder’ können nicht in den Gemeinsamen Unterricht. Das geht ja gar nicht” – Oh doch, das geht, denn…
Mythos 11 b): “Inklusion funktioniert vielleicht bei Kindern mit Down-Syndrom oder Kindern im Rollstuhl, jedoch kann nicht jedes Kind mit Behinderung in eine Regelschule gehen” – na klar, denn…
Mythos 12: „Schüler/-innen mit Lernschwierigkeiten lernen im inklusiven Unterricht nicht das, was sie auf Förderschulen lernen“. Auch das stimmt nicht, denn…
Mythos 13: “Inklusive Bildung – wie soll denn das gehen, wenn die “schwachen” Schüler nicht mitkommen?” Wer meint, das geht nicht, der/die irrt, denn…
Mythos 14: „Es werden Massen von Kindern mit Förderbedarf an die allgemeinen Schulen kommen“ – Keine Sorge, das ist Unsinn, denn…
Mythos 15: “Die Lehrer der Regelschule wollen doch gar keine Inklusion” – und ich will eine 3-Tage-Woche. Außerdem ‘wollen’ viele Lehrerinnen/Lehrer sehr wohl, denn…
Mythos 16: „Die Eltern können ja wählen auf welche Schule das Kind geht“. Wirklich? Oder verbirgt sich hinter dem Wahlrecht etwas ganz anderes? Denn…
Mythos 17: „Die Förderschule für Lernbehinderte ist sinnvoll“. Oh je, das ist völlig falsch, denn…
Mythos 18: “Die Schulen sind nicht ausgestattet für Kinder mit Behinderung”. Das stimmt nur teilweise und ist auch nicht wirklich ein Argument, denn…
Mythos 19: “Die Kinder mit Behinderung werden gehänselt” – werden nicht andere diskriminierte Gruppen auch gehänselt? Förderschulen tragen jedenfalls nicht dazu bei, das Hänselein aufhören, denn…
Mythos 20: “Wir brauchen erst Barrierefreiheit”. Nur ein Bruchteil der Schülerinnen/Schüler mit Behinderung ist auf einen Rollstuhl oder Walker angewiesen. Mit der Inklusion warten bis alle Schulen komplett barrierefrei sind, ist nicht richtig, denn…
„Inklusive Bildung ist der Schlüssel dafür, dass Menschen mit Behinderungen wirksam an einer freien Gesellschaft teilhaben können. Sie ist der Raum, in dem alle Menschen ihre Fähigkeiten, ihr Selbstwertgefühl und das Bewusstsein ihrer eigenen Würde entwickeln können. Sie trägt deshalb wesentlich dazu bei, dass Menschen mit Behinderungen ihr Potential voll entfalten können. Sie legt zugleich die Grundlage für eine Kultur der Menschenrechte in einer Gesellschaft, indem sie die Achtung der menschlichen Vielfalt durch alle stärkt und die Anerkennung des anderen Menschen als eines Gleichen vermittelt. Sie fördert damit den „Geist der Brüderlichkeit“, wie ihn Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte als Grundlage jeder menschlichen Gesellschaft fordert.
Das Recht auf inklusive Bildung kann nur in einem inklusiven System verwirklicht werden. Deshalb macht die UN-Behindertenrechtskonvention den Aufbau eines inklusiven Bildungssystems zu einem verbindlichen Ziel. Es gilt für alle Sparten der Bildung – und eben auch und gerade für den Bereich der schulischen Bildung. Denn Schule bildet Zukunft – ohne inklusive Bildung in der Schule wird es keine inklusive Gesellschaft geben“ (Dr. Valentin Aichele, Prof. Dr. Beate Rudolf: Studie. Inklusive Bildung: Schulgesetze auf dem Prüfstand, Dr. Sven Mißling und Oliver Ückert, Deutsches Insitut für Menschenrechte, 2014, Vorwort S.6).
6 Kommentare
[…] “20 Mythen und 20 Gegenargumente” von Lisa […]
Ich verfolge das ganze mit Erstaunen ,
darüber das wir schon im Jahre 2014 Leben ,
im 21 Jahrhundert und Tiere teilweise besser geht und
behandelt werden in unserer Gesellschaft ,
wie uns Menschen!
Bei Tieren ist es eine Selbstverständlichkeit,
das man sich um eine kümmert und mit versorgt ,
wenn es körperliche Einschränkungen zu erleiden hat ,
aber auch Geistige!
Ich kenne Sie und Ihre Familie nicht wirklich,
aber igrendwie ,
berührt mich alles ,
sehr sehr traurig!
Ich bin auf die Gesamtschule ind Dortmund -Scharhorst gegangen,
habe meine Schulabschluss mit Quali zum ABI im Jahre 1994 dort gemacht!
1992 fing es an,
das die Polizei dort Präsent war ,
auch am Schuleingang wegen Taschen kontrollen,
weil dort wohl zuviel GEWALT-POTIENTAL & DROGEN KONSUM vorherrschten!
(Ich selber habe nicht wirklich ,
was davon mitbekommen,ausser gemobbe und Neid-Zikkerein unter Schülerinnen)
Entsprechend dem Vorbild 21JumpStreet ging es dort zu!
Dann wurde dort es eingeührt,
pro Schulklasse mindestens einen Behinderten aufzunehmen,
damals wurde die Hauptbetreuungsarbeit ,
durch einen ZIVI erledigt,
heute müssten dies diese BUFDIS tun oder dafür ausgebildtete Alltagsbegleiter!
Ziel und Hauptanliegen war es so,
das Sozialverhalten der Schüler untereinander zu fördern und dies war auch so ,
das Sozialverhalten untereinander stärkt auch ene Klassengemeinschaft,
mit einem Behinderten Schüler dazu!
Ein bis zwei Behinderte pro Klasse,
sollte eien BEREICHERUNG darstellen und keine BELASTUNG!
Zumal es erwiesen ist,
das manch ein Behinderter besser motiviert ist als ein normaler Schüler!
Anbei das Konzept der Gesamtschule-Dortmund mit dabei als Quellenangabe,
warum es eine BEREICHERUNG ist für die Gesellschaft,
wenn man Behinderte ,
so normal auch Selbstbestimmend leben lässt ,
wie es irgendwie nur Möglich ist!
Ich werde auch noch eine Brief entsprechend ,
für HENRY mit ich hoffe den richtigen Argumenten für Ihn,
zu verfassen,
leide selber, unter ZEITMANGEL!
http://www.gesamtschule-scharnhorst.de/?page_id=2650
An der (zugegebener maßen pädagogisch sehr fortschrittlichen) Grundschule in Deutsch Evern (Niedersachsen) wird Inklusion “gelebt”. Hier werden in den Regelklassen Kinder mit Handicap gemeinsam mit den sogenannten “normalen” Kindern unterrichtet. Meine beiden Söhne waren Teil einer Klassengemeinschaft, die ganz selbstverständlich und natürlich den Umgang mit Kindern mit Handicap gelebt haben. Meine Söhne haben und profitieren immer noch davon, zu erfahren, dass es im Leben nicht !!!! darauf ankommt, dass alle gleich schnell oder gleich gut sind – sowohl Körperlich als auch im Lerntempo, sondern darauf, dass alle !! Kinder (Menschen) Stärken haben, die die Gemeinschaft oder das Team weiterbringt. Diese Erfahrung ist auch für ihr späteres Berufsleben enorm wertvoll und möglichst viele Kinder sollten sie machen dürfen, denn nur die Dinge die man kennt kann man (später) beurteilen bzw. wertschätzen!
Ihnen und Ihrer Familie , besonders Henri, wünsche wir (Karen,18 / Jan, 12/ Paul,8 und Mama ;-)) ) viel Glück und die Einsicht der betreffenden Schulleiter, wie wertvoll es ist, auch ” Unbekanntes” in den Schullaltag zu integrieren, und welche Chancen auch für die sogenannten “normalen” Schüler und Leher !!! darin verborgen sind!
Als Anregung noch ein Link zu einem Spanier, der mit Down Syndrom Pädagoge geworden ist und im Anschluss noch Psychologie studiert. Wirklich sehenswert und ein Statement für Inklusion !!
http://www.news4teachers.de/2012/03/europas-erster-akademiker-mit-down-syndrom-ist-lehrer/
Wie war das denn früher? Menschen mit dem Down-Syndrom und anderen Behinderungen wurden einfach für dumm und nicht lernfähig gehalten und hat diese oft sehr liebenswerte Menschen in Heime gesteckt. Was haben sie in diesen Heimen gelernt? Auf jeden Fall nicht Lesen und Schreiben, sondern ganz simple Tätigkeiten, wie eine Schraube in irgendein Gewinde zu drehen. Wohlgemerkt, eine Schraube, bei zweien wäre dieser Mensch doch überfordert gewesen. Oder es wurden andere Tätigkeiten verrichten, welche wirklich stupide waren und es waren immer die gleichen Handbewegungen und die Behinderten warens zufrieden, dachten sie doch selber, das behaupte ich jetzt mal so, dass sie dumm seien. Ich bin mit Menschen mit dem Down-Syndron schon vor 40 Jahren in Berührung gekommen und habe stets ihre aussergewöhnliche Musikalität bewundert. Und dann eines Tages erfuhr ich von einem Liebespaar mit dem Down-Syndrom. Und diese Beiden bewegten sich ganz alleine durch unsere Stadt, will sagen, da war niemand dabei, der auf sie aufpasste.
Auch durfte ich eine Theateraufführung mit Behinderten (angeblich geistig Behinderten) besuchen, Shakespeares “Was Ihr wollt” und ich war begeistert und dann so ganz langsam haben wohl einige ehrgeizige und verständnisvolle Pädagogen erkannt, dass Behindertsein nicht gleichzusetzen ist mit Dummsein. Diese Menschen wurden in den letzten Jahren sehr gefördert und sicherlich auch oft gefordert und können nun zum Grossteil ein selbstständiges Leben führen. Etwas, das vor Jahrzehnten noch als unmöglich galt, ist heute die Normalität. Verschliessen wir uns nicht vor dem Recht, diesen Menschern die gleiche Möglichzkeit zu geben, in sogenannte normale Schulen zu gehen, auch das Abitur zu machen. Das gilt nicht nur für Menschen mit dem Down-Syndrom, das gilt auch für Anderstbehinderte. Steigen wir von unserem Sockel herunter und erkennen, dass wir nicht alleine ein Recht auf Bildung haben und wo es noch Barrieren gibt, lasst sie uns beseitigen.
[…] http://inklusionsfakten.de/wir-brauchen-inklusionsfakten-statt-vorurteile/ […]
[…] wohlfühlen. Es reicht ja, dass viel getanzt und musiziert wird. Wer glaubt, dass ich mir solche Argumente gegen inklusive Schulen nur ausdenke, der sollte sich mal zu dem Thema die Presseschau zu […]